Mittwoch, 17. Juni 2009

Ungleichgewicht

Man könnte vielleicht meinen, Emma liefere weniger Denkwürdiges als Otto, wenn man hier mit liest.

Ganz und gar nicht. Oh nein.

Nur: Ottos Denkwürdigkeiten sind oft kurze, prägnante Aussagen. Emmas Denkwürdigkeiten sind situations- und menschenbezogen, und bestehen oft aus Handeln und nicht nur aus Sagen. Das in die hier passende Form zu bringen, fällt mir schwer.

Ein Beispiel:
Am Sonntag wandert Emma früh mit einem großen Zettel vor dem Bauch durchs Elternschlafzimmer, wie ein Rundengirl durch den Boxring. Darauf steht "KUNSTAUSTELLUNG DIE BESTEN BILDER DER WELT AUF DEM BALKON" - nicht in den Worten, und auch nicht in der Orthographie, aber so ähnlich.

Auf dem Balkon liegen fünf oder zehn Bilder von Emma und eines von Otto. Der geforderte Preis pro Stück liegt bei einem Euro. Sylke findet das viiiel zu teuer. Emma geht nun keineswegs - wie ein schlechter Verkäufer es tun würde - mit dem Preis runter. Sie sagt viel mehr so was wie "Mama - die Ausstellung macht gleich zu!" Als Sylke sich trotzdem nicht umstimmen lässt, sagt sie etwas wie "Diese Bilder sind total schön, guck mal" und erklärt jedes Detail. Und zum Schluß erklärt sie noch, dass es diese Bilder nur bei ihr gibt und sie was ganz besonderes sind.

Ich hab am Ende 10 Cent bezahlt. Was Sylke bezahlt hat, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass meine Tochter es weit bringen wird im Leben. Und: Wenn sie hier seltener auftaucht, dann, weil man eigentlich eine versteckte Kamera bräuchte, um das angemessen wiederzugeben.

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